5 Weissagungen über die Zukunft der Arbeit
Schon in naher Zukunft, nämlich 2025, wird alles ganz anders sein. Okay, das gilt auch für 2020, das nächste Jahr, übermorgen. Es wird ja immer viel über Digitalisierungsprozesse, demographische Entwicklungen und die Arbeitswelt prognostiziert. Da werden aktuelle Entwicklungen weitergedacht und Konsequenzen gezogen aus Trends, die sich schon heute abzeichnen. Manchmal aber, so scheint es, verlassen Wissenschaftler, Visionäre und Leute, die einfach irgendwie eine Meinung haben, diesen Bereich. Dann werden sie zu Propheten und Wahrsagern. Sie verkünden beispielsweise: Im Jahr 2025 sind die Straßen endlich immer frei, weil so viele Menschen von zuhause aus arbeiten. Um noch mehr zu erfahren, haben wir einen Blick in die Karten und Kristallkugeln der Hellseher gewagt. Gesehen haben wir dort fünf Weissagungen über die Zukunft der Arbeit, die vielleicht gar nicht so abwegig sind, wie sie manchmal klingen:
1. Im Jahr 2025 haben wir die freie Jobwahl
Das prophezeite “Deutschlands innovativster Trendforscher” Sven Gábor Jánszky bereits im Jahr 2013. Dem Tagesspiegel gegenüber sagte er: “Wir werden in einer Welt der Vollbeschäftigung leben. Wer sucht und halbwegs ordentlich ausgebildet ist, kann dann aus fünf oder zehn Joboptionen wählen. Egal ob er gekündigt wurde oder selbst gekündigt hat. Das gibt den Menschen Sicherheit.” Durch demographischen Wandel entstehe ein erneuter Fachkräftemangel. Dieser könne aber nur teilweise durch Zuwanderung ausgeglichen werden, die bürokratischen Hürden in Deutschland sind nach Jánszky zu groß.
Daraus zieht er den Schluss, dass Unternehmen in Zukunft ganz anders über ihre Stellenprofile denken müssen. Es sei ihnen nicht mehr gegeben, sich die passende Person auszusuchen. Stattdessen würden sie “von Ihrem Wunschprofil ein Stück abschneiden und einen Menschen einstellen, der nicht so gut ausgebildet ist. Sie werden versuchen, ihm eine Aufgabe zu geben, die ihm halbwegs entspricht. Die Aufgaben, die er nicht erfüllen kann, werden sie an die Tätigkeit eines anderen Menschen andocken.”
2. Im Jahr 2025 sind die meisten von uns arbeitslos
Wir erhalten nicht die freie Jobwahl wie Sven Gávor Jánsky verspricht, sondern das Gegenteil ist der Fall: Maschinen werden uns alle ersetzen. Beschworen wird diese Angst in unserer Kultur seit Jahrhunderten, Filme wie Matrix oder Terminator haben zu diesem Bild beigetragen. Angesichts der sich rasanten Fortschritte in der Automatisierungstechnik und Künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren ist das Thema aktuell wie nie, auch bei Honestly.
Vergessen sollten wir darüber nicht, dass uns technische Errungenschaften auch grandiose neue Möglichkeiten eröffnen. Das gilt nicht nur für die Marktforschung, sondern alle Branchen. Schließlich setzt Automatisierung auch immer zeitliche Ressourcen frei, die beispielsweise im Mitarbeitermanagement für neue Ansätze und ein tieferes Verständnis der Menschen am Arbeitsplatz genutzt werden kann.
3. Im Jahr 2025 arbeiten wir alle nur noch 25 Stunden pro Woche
Zumindest glaubt das der Unternehmer Stephan Aarstol, der den 5-Stunden-Arbeitstag für sich und die Mitarbeiter seines Unternehmens Tower Paddle zur verpflichtenden Vorgabe gemacht hat wie einst VW. Aarstol kam zunächst zu eher zweifelhaftem Ruhm. Als er Tower Paddle bei Shark Tank pitchte, blieb ihm zunächst die Stimme weg und die Präsentation wurde zum Fiasko. Den Deal bekam er trotzdem, denn seine Idee konnte überzeugen.
Jetzt macht er durch seinen erfolgreichen Ansatz von sich reden, im Juni hat er ein Buch dazu veröffentlicht. Die Mitarbeiter seien sehr zufrieden und würden ihr komplettes Arbeitspensum in der Zeitspanne von 8 bis 13 Uhr gut bewältigen, die Umsätze seien um 40% gestiegen, seit die 25-Stunden-Woche eingeführt wurde. Natürlich bleibe in bestimmten Situationen jemand mal länger, aber das sei die Ausnahme, denn die wirkliche Arbeit mache bei typischen Bürojobs nur zwei bis drei Stunden pro Tag aus, so Aarstol. Er propagiert seinen Ansatz als ein Modell für die Zukunft.
4. Im Jahr 2025 müssen wir ständig lernen und wissen gleichzeitig alles
Mithilfe von fortschrittlichem Bodyhacking könnten wir 2025 in der Lage sein, Allgemeinbildung in Form von Chips zu implantieren “die das Gehirn direkt mit dem Internet verbinden, sodass das Allgemeinwissen des Trägers mit dem Wissen der Welt gleichzusetzen ist.” – eine gewagte Prognose, das räumt Thomas Erwin von KPMG in seinem Beitrag selbst ein.
Erwin selbst stellt dieser Vorhersage eine andere entgegen: Lebenslanges lernen wird zukünftig ein absolutes Muss, da sich einzelne Berufsbilder mit enormer Geschwindigkeit ändern. Ein erster berufsqualifizierender Universitätsabschluss wird dann standardmäßig ergänzt durch fortlaufende Kurse, die wir vor allem online besuchen. Auch Thomas Erwin sieht die Verkürzung der Regelarbeitszeit durch die Digitalisierung auf uns zukommen. Dadurch werden wir verfügbar für umfassende lebenslange Bildungsprogramme.
5. Im Jahr 2025 ist die vollständige Gig-Economy Realität
Noch wesentlich tiefgreifendere Umwälzungen als Stephan Aarstols 5-Stunden-Woche verspricht die gefürchtete Gig-Economy, die gemäß Vorhersagen unaufhaltsam anwachsen wird.
Unaufhaltsam deswegen, weil Internet-Plattformen die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen haben, weil das klassische Büro durch die heutige Technik obsolet geworden ist und weil Arbeitgeber wie Arbeitnehmer mehr und mehr nach Flexibilität streben. Gefürchtet vor allem, weil damit die sichere Festanstellung endgültig ausgedient hat, weil Krankenversicherung und korrekte Bezahlung in einer Gig-Economy schwierig sind und weil diese Unsicherheiten bei Freelancern angeblich Beklemmungen bis hin zu Depressionen hervorrufen.
It is difficult to make predictions, especially about the future
Auch wenn die Herkunft dieses Spruches nicht eindeutig geklärt ist, entspricht er doch der Wahrheit. Manche Prognosen zeichnen ein düsteres Bild, andere sind sehr optimistisch was die Zukunft der Arbeit angeht. Eine klare Linie ist nicht erkennbar, vielmehr sehen wir beim Blick in die Kristallkugel viele Widersprüche. Meine Empfehlung lautet, Panik zu vermeiden und für Veränderungen offen zu sein.