Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen steigern – aber wie?
Zufriedene Mitarbeiter sind bei der Arbeit produktiver. Was Sie längst vermutet haben, beweist jetzt eine aktuelle Studie der Oxford University. Gleichzeitig ist laut Gallup-Report 2020 die Jobwechsel-Bereitschaft höher als zuvor: Nur noch 61 Prozent der Befragten gaben an, in einem Jahr noch in ihrem aktuellen Unternehmen tätig sein zu wollen. 2019 waren es noch 73 Prozent.
Das zeigt: Es lohnt sich für Unternehmen, gegenzusteuern, in die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu investieren und dafür zu sorgen, dass sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen.
Wie das geht? Wir haben in diesem Artikel einige Tipps zusammengetragen, mit denen Sie als Arbeitgeber die Mitarbeiterzufriedenheit steigern können.
Was heißt Mitarbeiterzufriedenheit?
Betriebswirtschaftlich gesehen beschreibt der Begriff Mitarbeiterzufriedenheit die Einstellung von Ihren Mitarbeitern gegenüber Ihrem Unternehmen – und zwar in den verschiedensten Bereichen, von der Gesprächs- und Feedbackkultur über die Arbeitsumgebung und die Unternehmenskultur bis hin zu Fortbildungsmöglichkeiten und Work-Life-Balance.
Alle Arbeitnehmer ziehen einen inneren Vergleich zwischen dem, was sie von ihrem Arbeitsumfeld persönlich erwarten und ihrer tatsächlichen Jobsituation. Arbeitspsychologin Agnes Bruggemann spricht hier von einem ständigen Soll-Ist-Vergleich.
Je mehr die tatsächlichen Gegebenheiten den individuellen Vorstellungen entsprechen, das heißt je kleiner die Lücke zwischen Soll- und Ist-Zustand, desto zufriedener sind die Mitarbeiter. Liegen Erwartung und Realität umgekehrt zu weit auseinander, kann das Unzufriedenheit hervorrufen.
Warum ist Mitarbeiterzufriedenheit wichtig?
Mitarbeiterzufriedenheit ist deshalb so wichtig für Ihr Unternehmen, weil sie unter anderem den Grundstein für hohes Mitarbeiterengagement und langfristige Mitarbeiterbindung legt.
Zufriedene Arbeitnehmer sind motivierter, legen eine bessere Arbeitsmoral an den Tag, setzen sich aktiver für das Unternehmen ein, tragen zu einem positiven Betriebsklima bei und ihre Produktivität ist schlussendlich oft auch höher, wie neuere wissenschaftliche Studien belegen.
Außerdem bringt ein positives Image, das motivierte und zufriedene Mitarbeiter als Botschafter nach außen transportieren – beispielsweise durch Bewertungen auf Plattformen wie Glassdoor oder Kununu – einen klaren Vorteil im Kampf um begehrte Fachkräfte.
Sind die Mitarbeiter dann einmal gewonnen, werden sie seltener über einen Jobwechsel nachdenken und sich stärker an Ihr Unternehmen binden, wenn sie bei Ihnen zufrieden sind.
Für Ihr Unternehmen bedeutet das eine geringere Fluktuation – und damit einhergehend auch weniger Kosten für das Anwerben, Einstellen, Einarbeiten und Ausbilden von neuen Mitarbeitern.
Es zahlt sich also für Unternehmen gleich doppelt aus, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und den Mitarbeitern Jobs zu bieten, die ihren individuellen Vorstellungen entsprechen.
Der Status Quo: Mitarbeiterzufriedenheit messen
Aber Hand aufs Herz: Wie können Sie wirklich wissen, ob Ihre Mitarbeiter zufrieden sind? Jede gute Führungskraft hat ein gewisses Gefühl für die Stimmung und die Erwartungen der Mitarbeiter. Das allein reicht aber nicht aus.
Verlässlich messbar gemacht werden kann die Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen mithilfe von Mitarbeiterbefragungen, beispielsweise mit Honestly. Regelmäßig durchgeführt liefern solche Befragungen eindeutiges Feedback, in welchen Bereichen sich Ihr Unternehmen als Arbeitgeber noch durch zusätzliche Maßnahmen verbessern kann – und wo Sie bereits gute Arbeit leisten.
Was sagt die Wissenschaft? Theorien und Modelle zur Mitarbeiterzufriedenheit
Bedürfnispyramide von Maslow als Grundlage
Das wohl populärste Modell im Zusammenhang mit Mitarbeiterzufriedenheit ist die Bedürfnispyramide von Maslow (1954).
Maslow unterscheidet fünf Bedürfnis-Ebenen, die jeweils unser Verhalten prägen, bis sie erfüllt sind: elementare physiologische Bedürfnisse (Schlaf, Nahrung), Sicherheitsbedürfnisse (Existenzsicherung), soziale Bedürfnisse (Familie, Freunde, Liebe, Kommunikation), Individualbedürfnisse (Anerkennung, Wohlstand, Erfolg) und Selbstverwirklichung.
Selbstverwirklichung als höchstes Ziel
Menschen streben nach Maslow immer danach, die nächste Stufe in der Pyramide zu erreichen. Das kann allerdings immer erst dann gelingen, wenn sie mit der vorherigen Stufe zufrieden sind und sozusagen Kapazitäten für das Streben nach mehr freigeworden sind.
Diese Stufen der Bedürfnisbefriedigung prägen natürlich auch das menschliche Verhalten und Streben im beruflichen Kontext. An der Spitze steht dabei immer die Selbstverwirklichung.
Welche ganz einfachen Sofort-Maßnahmen sich aus der Pyramide für Ihr Unternehmen ableiten lassen, haben wir in unserem Artikel „Mitarbeiterzufriedenheit steigern: 15 sofort umsetzbare Maßnahmen“ schon einmal für Sie zusammengefasst.
Die Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg
Der amerikanische Arbeitspsychologe Frederick Herzberg (1959) hingegen unterscheidet in der sogenannten Zwei-Faktoren-Theorie zwischen zwei Sorten von Einflussfaktoren für die Mitarbeiterzufriedenheit: Hygienefaktoren und Motivationsfaktoren.
Verantwortlich für Unzufriedenheit: die Hygienefaktoren
Zu den Hygienefaktoren gehören dabei Dinge wie:
- Arbeitsbedingungen
- Kollegen
- Führungskräfte
- Sicherheit
- Unternehmenspolitik
- Gehalt
Diese Dinge werden häufig als selbstverständlich betrachtet. Sie machen nicht direkt zufriedener, nur weil sie gegeben sind, können aber, wenn sie nicht vorhanden sind, sehr stark zur Unzufriedenheit beitragen.
So wird beispielsweise große Unsicherheit oder ein geringes Gehalt die Mitarbeiterzufriedenheit negativ beeinflussen, hohe Sicherheit – beispielsweise durch einen unbefristeten Vertrag – oder eine Gehaltserhöhung bringen umgekehrt aber nicht automatisch große Zufriedenheit.
Verantwortlich für Zufriedenheit: die Motivationsfaktoren
Motivationsfaktoren hingegen sind nach Herzberg der Schlüssel zur Mitarbeiterzufriedenheit. Sie können bis zu einem gewissen Punkt sogar mangelhafte Hygienefaktoren ausgleichen. Zu diesen Motivatoren gehören beispielsweise Dinge wie:
- Anerkennung
- Interessante Arbeitsaufgaben
- Aufstiegsmöglichkeiten
- Leistungserfolg
- Entfaltungsmöglichkeiten
- Verantwortung
Mitarbeiterzufriedenheit steigern – mit diesen 5 Tipps klappt‘s
Was haben nun diese beiden Theorien gemeinsam? Und welche Maßnahmen lassen sich daraus für die Praxis ableiten? Ganz einfach: Diese beiden grundlegenden Motivations-Theorien lassen recht gut erkennen, welche Faktoren für die Mitarbeiterzufriedenheit entscheidend sind.
Langfristig Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, gelingt nicht allein durch gute Entlohnung und Benefits. Die meisten Mitarbeiter wünschen sich Anerkennung, Wertschätzung und Respekt, ebenso wie ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben.
Zwar sind beide Modelle schon etwas älter und Zufriedenheit hängt stark von individuellen Gegebenheiten ab – doch es lassen sich aus der Schnittmenge beider Theorien dennoch einige nützliche Tipps für Arbeitgeber ableiten, die die Mitarbeiterzufriedenheit steigern möchten:
Tipp 1: Fordern und fördern Sie Ihre Mitarbeiter.
Ob Individualbedürfnis nach Maslow oder Motivator nach Herzberg: Ihre Mitarbeiter möchten herausgefordert werden und interessante Aufgaben übernehmen. Sie möchten Karriereperspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.
Gehen Sie deshalb auf Ihre Mitarbeiter ein. Fördern Sie Ihre Mitarbeiter gezielt durch Weiterbildungen und bieten Sie ihnen damit individuelle Karrierechancen.
Geben Sie jeder Aufgabe, die Sie Ihren Mitarbeitern übertragen einen Sinn – und kommunizieren Sie diesen deutlich. Stellen Sie sicher, dass jeder Mitarbeiter weiß, wofür er arbeitet und wie seine Arbeitsergebnisse zum Gesamterfolg des Unternehmens beitragen können.
Übertragen Sie Ihren Mitarbeitern außerdem Verantwortung. Teilen Sie Aufgaben beispielsweise nicht Stück für Stück, sondern in selbst einteilbaren Aufgabenpaketen zu. Einen gewissen Gestaltungsspielraum zu haben und selbständig Entscheidungen treffen zu können, schafft mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
Tipp 2: Kommunizieren Sie offen und hören Sie zu.
Die soziale Komponente spielt nicht nur bei Maslow, sondern auch in der Arbeitswelt eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Sorgen Sie dafür, dass im Unternehmen eine offene Gesprächskultur und klare, regelmäßige Kommunikation zur Selbstverständlichkeit wird.
Informieren Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig über Neuerungen im Unternehmen, teilen Sie wichtige Informationen mit ihnen und beziehen Sie sie mit ein, bevor sie Wichtiges über Umwege erfahren und sich übergangen fühlen.
Haben Sie gleichzeitig auch ein offenes Ohr für das, was Ihren Mitarbeitern auf dem Herzen liegt. Bieten Sie sich als Ansprechpartner für Fragen an, fordern Sie Feedback ein, finden Sie Lösungen und vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie ihrem Arbeitgeber vertrauen können.
So schaffen Sie nicht nur ein offenes und respektvolles Miteinander, sondern fördern auch die Entstehung und den Austausch von Ideen und Innovationen – aber mehr dazu in Tipp Nummer 5.
Tipp 3: Zeigen Sie Wertschätzung.
Sie sind zufrieden mit der Leistung Ihrer Mitarbeiter? Sie schätzen Ihre Mitarbeiter? Dann zeigen Sie ihnen das auch.
Jeder Mensch strebt nach Anerkennung und aufrichtiger Wertschätzung – insbesondere, wenn er im Job die bestmögliche Leistung bringt, um das Unternehmen voranzubringen.
Es kann den Mitarbeitern Ihres Unternehmens einen regelrechten Motivationsschub geben, wenn Sie ihnen regelmäßig konstruktives Feedback geben und ihre Leistungen anerkennen. Aber natürlich nur, wenn Sie es auch so meinen.
Tipp 4: Schaffen Sie ein positives Arbeitsklima.
Stellen sie sicher, dass ein positives Betriebsklima im Unternehmen herrscht. So sorgen Sie nach Herzberg zwar nicht direkt dafür, dass Ihre Mitarbeiter zufriedener sind, allerdings schaffen Sie die notwendigen Rahmenbedingungen und sprechen gleich mehrere soziale sowie individuelle Bedürfnisse nach Maslow an.
Das beginnt bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes und führt über eine angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre und die Förderung der Teamzugehörigkeit – beispielsweise durch regelmäßige Teambuilding-Events und Freizeitangebote – zu einem achtsamen und respektvollen Miteinander.
Nicht zuletzt gehört auch eine angemessene Work-Life-Balance zu einem angenehmen Arbeitsklima. Schaffen Sie hier möglichst Freiräume zur flexiblen Gestaltung der Arbeitszeiten. Gerade in aktuellen Zeiten ist es auch immer wichtiger geworden, dass Arbeitnehmer ihren Arbeitsort zumindest anteilig frei wählen können.
Schaffen Sie außerdem Raum für Vielfalt. Die Arbeitswelt hat inzwischen einen immensen Kulturwandel vollzogen. Alte Hierarchie-Strukturen wurden aufgebrochen und Vielfalt sollte als Chance gesehen werden. Denn neue Einflüsse bringen auch immer neues Potenzial mit sich.
Tipp 5: Schaffen Sie Raum für Ideen.
Zeigen Sie Flexibilität. Motivierte Mitarbeiter sind durchaus in der Lage mitzudenken und sich aktiv einzubringen – zum Beispiel mit eigenen Projekt- oder Produktideen, mit Ideen zur Prozessoptimierung oder mit Anregungen zur besseren Zusammenarbeit im Team.
Indem Sie diesen Ideen Raum geben, schaffen Sie die Basis für eine Innovationskultur, die Ihnen im Idealfall Wettbewerbsvorteile der Konkurrenz gegenüber verschafft und Sie voranbringt.
Mitarbeiterzufriedenheit FAQ
Welche Faktoren beeinflussen die Mitarbeiterzufriedenheit?
Die Einflussfaktoren für Mitarbeiterzufriedenheit sind sowohl vielfältig als auch individuell verschieden. Einige Faktoren, die sich auf die Arbeitszufriedenheit auswirken können sind beispielsweise offene Kommunikation, eine angenehme Arbeitsumgebung und ein gutes Betriebsklima, Flexibilität und Verantwortung im Tagesgeschäft, die Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung, eine angemessene Bezahlung, sinnvolle Arbeitsaufgaben sowie Raum für Ideen und eine angemessene Work-Life-Balance.
Warum sollte ein Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu fördern?
Die Mitarbeiterzufriedenheit hat durch den demografischen Wandel und den zunehmenden Fachkräftemangel in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen – für Arbeitnehmer ebenso wie für Arbeitgeber. Denn zufriedene Mitarbeiter denken seltener über einen Wechsel nach, bringen sich mit ihren Leistungen aktiver ins Unternehmen ein, verzeichnen eine höhere Produktivität und fungieren als positive Botschafter nach außen.
Sollte man Mitarbeiterzufriedenheit direkt oder indirekt messen?
Es kann sich lohnen, das Verhalten der Mitarbeiter – beispielsweise hinsichtlich Arbeitsweise, Fehlzeiten, Krankheitsstand oder Kündigungsrate – über einen gewissen Zeitraum hinweg zu beobachten und anhand dieser Merkmale die Mitarbeiterzufriedenheit indirekt zu erfassen.
Jedoch ist eine gezielte Analyse eher durch direkte Instrumente wie Mitarbeiterbefragungen möglich. Diese sollten jedoch unbedingt anonym durchgeführt werden, wenn Unternehmen ehrliche Antworten bekommen möchten.
Eine Kombination beider Methoden hat sich in der Praxis als besonders wirksam erwiesen.