Diversity Management – kulturelle Diversität in Unternehmen

“Öffentlich bekennen sich Unternehmen zu Diversität und Inklusion – doch häufig folgen kaum Taten, konkrete Maßnahmen bleiben aus.” So beschreibt aktuell das Handelsblatt die Ergebnisse des German Diversity Monitor 2021. Das zeigt deutlich, dass beim Thema Diversity Management in Deutschland noch Luft nach oben ist – und dass das Konzept noch nicht in den Köpfen aller CEOs angekommen ist. Wir erklären Ihnen deshalb, was sich dahinter verbirgt und welche Vorteile Sie damit für Ihr Unternehmen realisieren können.

Unterschiedliche Hintergründe begünstigen unterschiedliche Sichtweisen auf Probleme und Situationen.  Es liegt auf der Hand, dass so auch mehr potenzielle Lösungswege gefunden werden können und Organisationen somit bessere Entscheidungen treffen. Allein deshalb zahlt sich ein diverses Team aus.

Wofür steht der Begriff “Diversity”?

Ins Deutsche übersetzt wird Diversity meist mit dem Wort “Vielfalt”. Allerdings steckt dahinter mehr als nur die Tatsache, dass wir Menschen individuell verschieden sind und uns beispielsweise in Herkunft und Kultur, Alter, Geschlecht und geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung und Identität oder auch Glaubensrichtungen und Weltanschauungen sowie durch unsere physischen und psychischen Fähigkeiten unterscheiden. Diversity meint den bewussten Umgang mit dieser Unterschiedlichkeit in der Gesellschaft. Es geht also nicht allein um das Vorhandensein von Unterschieden, sondern darum, die vielfältigen Leistungen, Eigenschaften und Erfahrungen von Menschen zu erkennen, sie als Potential zu begreifen und zu nutzen.

Cultural Diversity

Eine Form von Diversity, die immer präsenter wird, ist Cultural Diversity – also kulturelle Vielfalt. Im Alltag gehört kulturelle Vielfalt längst zur Normalität. Unterschiedliche Religionen, Traditionen und Sprachen sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Allerdings können kulturelle Verhaltensweisen oft unterschiedlich sein und die Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Herkunft birgt Konfliktpotenziale und gelingt nicht immer auf Anhieb.

Diversity in Unternehmen

Unsere moderne Arbeitswelt ist dabei ebenso vielfältig, wie unsere Gesellschaft. Gerade kulturelle Diversität ist für Unternehmen immer wichtiger geworden. Internationale Märkte und die Globalisierung führen dazu, dass immer häufiger in internationalen Teams gearbeitet wird. Zudem sind Unternehmen in Deutschland wegen des demographischen Wandels verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen.

Wissenschaftliche Studien zeigen außerdem immer wieder, dass die Produktivität, Kreativität und Innovationskraft von Mitarbeitern, die in divers zusammengesetzten Teams arbeiten, nachweislich höher ist. Das kann Unternehmen, die sich gegenüber fremden Kulturen und deren Errungenschaften und Werten offen zeigen, gegenüber der weltweit aufgestellten Konkurrenz einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Was ist Diversity Management?

Diversity Management ist ein Teilbereich des Personalmanagements, der darauf ausgelegt ist, die zuvor genannte Vielfalt unter den Mitarbeitern aktiv zum Vorteil für das Unternehmen und zur Realisierung der Unternehmensziele zu nutzen.

Ursprünglich hatte das Diversity Management vor allem die Aufgabe, Diskriminierung – beispielsweise aufgrund von Behinderungen, ethnischen Zugehörigkeiten oder auch Geschlecht und Alter – im Bewerbungsprozess zu verhindern und Chancengleichheit herzustellen.

In den vergangenen Jahren hat es sich allerdings weiterentwickelt und mittlerweile geht es beim Diversity Management ganz allgemein gesprochen darum, Gleichberechtigung und Vielfalt am Arbeitsplatz zu fördern, indem die soziale, kulturelle und ethnische Vielfalt der Mitarbeiter wertgeschätzt wird. Das gelingt, indem Maßnahmen und Strategien eingesetzt werden, die aktiv auf diese Vielfalt eingehen.

In der Regel ist das Diversity Management in der Personalabteilung eines Unternehmens angesiedelt. In einigen globalen Unternehmen gibt es jedoch ganze Teams oder Abteilungen, die sich speziell damit befassen.

Wie verbreitet ist Diversity Management? Der Status Quo in Deutschland

Unternehmen erkennen inzwischen zunehmend das Potenzial, das Diversity Management hinsichtlich Kreativität und Innovation birgt. Mit gutem Beispiel voran gehen dabei rund 4.000 Organisationen, die bis heute die “Charta der Vielfalt” – eine Kampagne, die Unternehmen aufruft, sich zu Fairness und Wertschätzung von Vielfalt zu bekennen – unterzeichnet haben. Hiervon setzen aktuell mehr als 80 Prozent entsprechende Maßnahmen um und 76 Prozent planen laut der Studie “Diversity Trends 2020” bereits weitere Maßnahmen für die Zukunft. Mit insgesamt rund 14,2 Millionen Beschäftigten stellen diese Organisationen ein knappes Drittel aller Beschäftigten in Deutschland und beinhalten mittlerweile immerhin auch 25 der DAX 30-Konzerne.

Insgesamt verbinden rund zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland mit Diversity konkrete Vorteile, dennoch setzen abgesehen von den Unternehmen, die die Charta der Vielfalt unterzeichnet haben, in Deutschland nur rund ein Drittel der Firmen bereits Maßnahmen um. Es besteht also noch dringender Handlungsbedarf.

Welche Ziele hat Diversity Management?

Ganz grundsätzlich soll mit Diversity Management der Nutzen von unterschiedlichen individuellen Kompetenzen, Eigenschaften, Fähigkeiten, Haltungen und kulturellen Hintergründen für den Unternehmenserfolg erschlossen werden.

Je nachdem, welche Ziele ein Unternehmen konkret verfolgt, können drei verschiedene Ansätze des Diversity Managements unterschieden werden: der Diskriminierungs- und Fairnessansatz, der Zutritts- und Legitimitätsansatz und der integrative Ansatz.

  • Der Diskriminierungs- und Fairnessansatz hat in erster Linie das Ziel, allen Mitarbeitern die gleichen Chancen einzuräumen und sie gleich zu behandeln.
  • Beim Zutritts- und Legitimitätsansatz wird Vielfalt zielführend zum wirtschaftlichen Vorteil des Unternehmens eingesetzt.
  • Der integrative Ansatz vereint diese beiden Herangehensweisen und setzt auf ökonomische Strategien, während gleichzeitig darauf geachtet wird, alle Mitarbeiter fair zu behandeln und Chancengleichheit zu gewährleisten. Langfristig ist dieser Ansatz am besten geeignet, um eine Unternehmenskultur aufzubauen, die Verschiedenartigkeit fördert.

Worin liegen die Chancen und Vorteile des Diversity Managements?

Diversity Management und der Umgang mit Vielfalt im weiteren Sinne wirken sich nicht nur positiv auf das wirtschaftliche Potenzial eines Unternehmens aus. Ihr Unternehmen kann von Vielfalt in vielerlei Hinsicht profitieren:

  • Sie werden resilienter. Durch unterschiedliche Hintergründe schaffen es Teams mehr potenzielle Lösungswege aufzuzeigen und so bessere Lösungen für Ihr Unternehmen zu finden. Es gibt somit weniger Situationen, die die Organisation blockieren.
  • Sie werden innovativer. Unterschiedliche Menschen bringen unterschiedliche Perspektiven in den Arbeitsalltag mit ein. Das sorgt für neue Ideen und steigert die Innovationskraft Ihres Unternehmens. Vor allem kulturelle Diversität kann dabei sehr wertvoll sein.
  • Sie werden zukunftsfähiger. Ist ein Unternehmen allen Bewerbern gegenüber aufgeschlossen, ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten, Fachkräfte zu rekrutieren – beispielsweise, indem Sie bewusst Menschen mit Migrationshintergrund einstellen, um freie Stellen zu besetzen.
  • Die Arbeitgeberattraktivität steigt. Wer als Unternehmen eine offene und tolerante HR-Strategie fährt und sich nach außen als vielfältige Organisation präsentiert, erreicht tendenziell auch mehr Bewerberinnen und Bewerber, erarbeitet sich ein positives Image als Arbeitgeber und zieht eher Top-Talente und High Potentials an.
  • Die Kundenorientierung wird besser. Dinge wie der demografische Wandel, die Globalisierung und die Digitalisierung führen dazu, dass auch die Kunden und Zielgruppen vieler Unternehmen immer vielfältiger werden. Um die Bedürfnisse dieser Kunden weiterhin erfüllen zu können, kann es sich bezahlt machen, sich intern ebenso vielfältig aufzustellen.
  • Die Mitarbeiterzufriedenheit steigt. Wenn sich alle Mitarbeiter innerhalb eines Teams verstanden und wertgeschätzt fühlen, führt das zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit. Diese wiederum kann die Produktivität steigern – und damit Ihr Unternehmen voranbringen.
  • Sie erreichen eine bessere Mitarbeiterbindung. Gelebte Vielfalt kann neben der Zufriedenheit der Mitarbeiter auch die Bindung an das Unternehmen erhöhen. So sichern Sie sich in Zeiten des Fachkräftemangels talentierte und gut ausgebildete Mitarbeiter für Ihr Unternehmen.

So wird‘s gemacht: Diversity Management in der Unternehmenspraxis

Vielfalt ist (leider) kein Selbstläufer. Und ebenso vielfältig wie die Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten, sind auch die Möglichkeiten, Diversity Management in der Praxis umzusetzen und auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Deshalb sollten Konzepte für Diversity Management immer individuell auf das Unternehmen und die Mitarbeiter zugeschnitten sein. Es gibt nicht den einen Ansatz, der universal funktioniert.

Viele Verschiedene Hände treffen sich in der Mitte, unterschiedliche Hautfarben, unterschiedliche Ärmel Farben

Einige wichtige Aufgaben des Diversity Managements sind beispielsweise:

  • Integrative Recruiting-Pläne und -Verfahren entwickeln
  • Arbeitsrichtlinien etablieren, die über das reine Einstellen von Mitarbeitern hinausgehen
  • Schulungen und Lernangebote zum Thema Vielfalt für alle Mitarbeiter anbieten
  • Die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern moderieren
  • Zu Interaktionen ermutigen, die zur Förderung der Vielfalt am Arbeitsplatz beitragen

So könnten Sie im Hinblick auf kulturelle Diversität für Mitarbeiter, die in interkulturellen Teams arbeiten beispielsweise interkulturelle Trainings oder Kurse zur Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse anbieten.

Aber auch durch eine Erweiterung des Kantinenangebots, Kulturtandems oder Mitarbeiter-Events, bei denen gemeinsam international gekocht wird, können Sie bereits in kleinerem Rahmen auf die kulturelle Vielfalt innerhalb der Belegschaft eingehen und den interkulturellen Austausch fördern.

Mehr als kulturelle Vielfalt: verschiedene Facetten von Diversity

Vielfalt zeigt sich außer durch die kulturelle Diversität auf ganz unterschiedliche Weise. Dabei sind sowohl sogenannte “innere Faktoren” wie Alter, Geschlecht, Bildung, ethnische Herkunft, Religion oder Weltanschauung, sexuelle Orientierung oder Behinderung zu berücksichtigen, als auch “äußere Faktoren” wie Einkommen, Ausbildung, Berufserfahrung, Familienstand, Elternschaft, Freizeitverhalten und die geografische Lage. Die unterschiedlichen Dimensionen von Diversity hängen außerdem immer auch miteinander zusammen.

So geht es beispielsweise nicht nur darum, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenarbeiten, sondern diese Menschen sind womöglich zusätzlich auch noch unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Geschlechts. Gerade über die Chancengleichheit von Frauen – sowohl beim Aufstieg in die Führungsebene als auch in Sachen Gehalt – wird öffentlich bereits viel diskutiert. Zudem dürfen in Stellenausschreibungen keine Bewerber aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden. Das ist im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz geregelt. Bei den meisten Stellenbezeichnungen werden durch den Zusatz (m/w/d) inzwischen außerdem auch Menschen explizit mit angesprochen, die sich weder dem weiblichen, noch dem männlichen Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen.

Aber auch unterschiedliche Lebensentwürfe sind beim Diversity Management zu beachten. Unter dem Stichwort “Work-Life-Balance” ergreifen bereits viele Unternehmen Maßnahmen, um vielfältige Lebensentwürfe zu managen.

Weitere Beispiele für Maßnahmen, die Sie im Rahmen des Diversity Managements umsetzen können, wären außerdem eine behindertengerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen oder die Einführung von speziellen Programme, mit denen Sie ältere, also erfahrene, Angestellte so ins Unternehmen eingliedern, dass ihr Erfahrungsschatz und ihr Wissen möglichst optimal genutzt werden kann.

Diversity Management – FAQ

Bunte Post-Its mit schwarzen Fragezeichen, angeordnet als Fragezeichen auf einem Holztisch

Was bringt Diversity Management?

Diversity Management bringt zahlreiche Wettbewerbsvorteile für Unternehmen, wie beispielsweise eine erhöhte Innovationskraft, eine größere Attraktivität als Arbeitgeber oder eine verbesserte Kundenorientierung. Gleichzeitig wirkt Diversity Management aber auch nach innen, indem es die Mitarbeiterzufriedenheit und die Bindung an das Unternehmen erhöht und damit letztendlich auch die Produktivität steigert.

Warum ist Diversity so wichtig?

Diversity hinterfragt den Umgang mit Unterschieden und Vielfalt in unserer Gesellschaft. Das sollte im Zeitalter der Globalisierung auch auf den Arbeitskontext übertragen werden. Es kann sich für Unternehmen wirtschaftlich auszahlen, auf die Vielfalt in der Belegschaft aktiv einzugehen und die jeweiligen Stärken der einzelnen Mitarbeiter zu nutzen – insbesondere, wenn es um Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen geht. Dadurch, dass in einem Unternehmen Talente unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen und gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten, eröffnen sich beispielsweise für Probleme neue Blickwinkel und es entstehen kreative und neue Ideen, die in einem weniger vielfältig aufgestellten Team nicht aufgekommen wären.

Was ist kulturelle Vielfalt und warum sollten wir damit umgehen können?

Unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt setzen sich zunehmend aus verschiedenen kulturellen Gruppen zusammen. Dabei können wir durchaus voneinander lernen, wenn ein gewisses Maß an Verständnis füreinander aufgebracht wird und die Zusammenarbeit aktiv unterstützt wird. Dass wir Menschen unterschiedlich sind, liegt dabei in unserer Natur. Das kann man nicht ändern. Man kann allerdings das gegenseitige Verständnis durch eine diverse Organisationskultur erhöhen, das Gefühl von Zugehörigkeit bei den Mitarbeitern fördern und so ein integrativeres Arbeitsumfeld schaffen.

Lässt sich der Erfolg von Diversity Management messen?

Auch wenn das Konzept zunächst schwer greifbar scheint, lautet die Antwort auf diese Frage: Ja. Laut einer Studie der Charta der Vielfalt, hält die Mehrheit der deutschen Organisationen den Erfolg von Diversity-Maßnahmen für messbar. Als das am besten geeignete Instrument gelten dabei Mitarbeiterbefragungen.

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