Achtsame Führung und ihre Vorteile

Daniel Hannig
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Daniel Hannig

Was ist Achtsame Führung und brauchen wir sowas überhaupt? Achtsamkeit – im Englischen als „Mindfulness“ bekannt – ist nicht nur bei Google, Goldman Sachs oder Intel ein zentraler Punkt des Mitarbeiterengagements. Achtsame Führung ist heutzutage auch ein Konzept aus dem Führungskräfte aus mittelständischen und kleinen Unternehmen ihren Nutzen ziehen, nicht zuletzt, weil eine effektive Umsetzung so gut wie kein Budget benötigt.

Die heutige Arbeitswelt ist von Funktionalität und Pragmatismus geprägt. Wer aber deshalb behauptet, dass der Arbeitsplatz kein Ort für Gefühle oder Achtsamkeit sei, hat sich im Zeitalter vertan. Digitales Werkzeug hat zwar unsere Konnektivität und Produktivität erhöht, den menschlichen Kontakt am Arbeitsplatz jedoch verringert. Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen immer mehr ineinander, was dazu führt, dass wir ständig an die Arbeit denken und nie richtig abschalten können. Das kommt Ihnen bekannt vor? Das liegt daran, dass insbesondere Führungskräfte davon betroffen sind, weil sie nicht für sich selbst, sondern auch für die Mitarbeitenden, im wahrsten Sinne des Wortes, Sorge tragen müssen. Eben deshalb ist es für die Manager von heute umso wichtiger, das Bewusstsein am Arbeitsplatz zu stärken und den Geist zu trainieren. Was sich für den einen oder anderen zu esoterisch für einen Arbeitsplatz anhören mag, hat im letzten Jahrzehnt massiven Zuspruch gefunden und ist in anderen Kulturen als der Westlichen schon längst ein integraler Aspekt des Arbeitslebens. Im Anschluss an unser Interview mit Dr. Reiner Kraft wollen wir deshalb in diesem Artikel auf den Begriff der Achtsamen Führung eingehen und erläutern, welche konkreten Vorteile dieses Führungsmodell für Unternehmen beherbergt.

Was ist Achtsame Führung

Das Ziel der Achtsamen Führung besteht darin, eine Denkweise des gegenwärtigen Bewusstseins und der Achtsamkeit als Grundlage aller Gedanken, Worte und Taten zu übernehmen. In anderen Worten: Die erhöhte Achtsamkeit und das erhöhte Bewusstsein kann man sich als zwei mentale „Add-Ons“ vorstellen, um bereits bestehende Fähigkeiten einer Führungskraft weiter zu verstärken.

Janice Marturano, ehemals Vizepräsidentin des General Mills Konzern, ist eine große Fürsprecherin der Achtsamen Führung. Sie beschreibt in ihrem Buch Finding the Space to Lead: A Practical Guide to Mindful Leadership (2015) Achtsamkeit als eine Form des Präsentseins für das, was einen gerade umgibt, unabhängig von dem, was man in dem Moment möglicherweise befürchtet oder sich aus der Situation vielleicht erhofft. Es geht Janice Marturano also in anderen Worten darum, „bei sich“ zu sein und den eigenen Körper und Geist besser kennenzulernen.

Aber wie genau schafft man es „bei sich“ zu sein und was sind die konkreten Vorteile für die Führungskräfte und das Unternehmen?

Achtsame Führung und ihre Grundsätze

Wie so oft muss jedes Unternehmen selber entscheiden, welche Prinzipien oder Leitfäden der Achtsamen Führung sich am besten für die eigenen Mitarbeitenden eignen. Folgende Punkte, die Reiner Kraft als “Säulen der Achtsamen Führung” getauft hat, kann man universell anwenden und als Grundsätze der Achtsamen Führung anerkennen.

Die eigene Bewusstseinserweiterung

Zunächst muss darauf geachtet werden, dass man selber ein gewisses Level an Achtsamkeit entwickelt, bevor man versucht, dieses auf andere zu übertragen. Wie und in welchem Umfang man sein eigenes Bewusstsein entwickelt, ist jedem selber überlassen. Es muss auch nicht unbedingt im Rahmen einer Fortbildung passieren. Wie ganz am Anfang erwähnt, kann Achtsame Führung, beispielsweise durch tägliche Meditation mit Begleitung einer App, auch mit geringem Budget trainiert werden.

Die Säuberung und das Upgrade des Verstands

Die zweite und dritte Säule der Achtsamen Führung umfassen das erhöhte Verständnis des eigenen Charakters und Körpers, sowie die bewusste Erweiterung der eigenen Stärken und die mentale Ausmerzung der eigenen Schwächen. Mit der oben genannten Bewusstseinserweiterung werden einem die eigenen Stärken – aber auch Schwächen und negativen Gedanken – präsenter. Die Identifizierung dieser Schwächen und Stärken ist Teil der zweiten Säule und das Ziel ist es, im Optimalfall, alle negativen und positiven Aspekte des eigenen Charakters zu kennen, sowie neue Gedanken und Gewohnheiten unmittelbar wahrzunehmen. Nachdem man diese Stärken und Schwächen identifiziert hat, ist das nächste Ziel (die dritte Säule), laut Dr. Kraft, die bewusste Minimierung der negativen Gedanken und Gewohnheiten und die weitergehende Identifizierung und Ausbau der eigenen Stärken. Demnach reicht es nicht aus, sich lediglich selbst zu kennen, man muss sich dieses Wissen auch zu Nutze machen.

Die Aktivierung von „vergessenen“ Eigenschaften

Als „vergessene“ Eigenschaften werden solche beschrieben, die man schon immer inne hatte aber nie richtig trainiert wurden, wie beispielsweise Dankbarkeit, Empathie oder Wertschätzung. Eine aktive Investition in diese Eigenschaften steigert zunächst die Bewusstseinserweiterung, aber wirkt auch als Katalysator für alle anderen Säulen und beschleunigt somit den Prozess zu einem Achtsamen Führungsstil.

„Was mache ich eigentlich hier?“

Die Frage lässt sich durch drei Begriffe beantworten: Zweck, Vision und Mission. Der Zweck wird bestimmt durch die innere Motivation: „Warum mache ich das hier?“. Die Vision ist das ideale Zukunftsbild, auf das man hinarbeitet. Dieses Zukunftsbild sollte auch auf den vorgenannten Zweck ausgerichtet sein. Unter der Mission versteht man den Weg dahin. Diese umfasst, laut Dr. Kraft, kurzfristige taktische Schritte und längerfristige strategische Schritte, die der Verwirklichung der Vision und der Erfüllung des Zwecks dienen.

„Und kann man das irgendwie messen?“

Freunde der Zahlen und Excel Tabellen müssen wir an dieser Stelle enttäuschen. Es ist sehr schwierig, den Fortschritt im Bereich der Achtsamkeit und Bewusstseinserweiterung in Zahlen festzuhalten. Vielmehr macht sich der Fortschritt durch andere Attribute wie höhere Aufnahmefähigkeit und bessere Konzentration bemerkbar. Insbesondere ist jedoch das Feedback der Mitarbeitenden eine der effektivsten Arten und Weisen, um zu messen, ob man sich als Führungskraft weiterentwickelt hat.

Mehr zum Thema Mitarbeiterfeedback finden Sie hier

Wann lohnt sich eine Investition in Achtsame Führung?

Teure Fortbildungen im Bereich Achtsame Führung und vielleicht sogar die Transformation des ungenutzten Meetingraums in einen Meditationsraum bringen effektiv nichts, wenn die Kultur am Arbeitsplatz von vorneherein toxisch ist. Alles was den Mitarbeitenden dann beigebracht wird, ist die Äußere Umgebung für eine Weile effektiv auszublenden. Eine Investition lohnt sich also erst, wenn die vorhandene Kultur bereits empfangsbereit für eine solche Veränderung ist. Es gibt mehrere Arten und Weisen diese Empfangsbereitschaft herbeizuführen, mehr dazu hier.

Sind die Weichen erst einmal gestellt, kann ein Training im Bereich Achtsame Führung positiven Einfluss auf das Team und das Unternehmen als Ganzes haben. Insbesondere Manager die schon öfter aufgrund ihrer Empathielosigkeit aufgefallen sind, etwa durch regelmäßige Beschwerden oder durch negatives Feedback in einer Mitarbeiterumfrage, können von einem solchen Training profitieren. Das setzt wiederum auf der einen Seite voraus, dass die Führungskräfte selbstreflektiert genug sind, um einzusehen, dass sie sich verändern müssen, auf der anderen Seite müssen aber auch das restliche Management und die restlichen Mitarbeitenden für Ideen und Veränderungen in dieser Hinsicht offen sein.

Wie geht’s weiter?

Wägt man die geringen Kosten einer Investition in Achtsamkeit und die potentielle Wirkung desselben gegeneinander ab, spricht am Ende des Tages wirklich nicht viel dagegen, es zumindest mal auszuprobieren. Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass die 15 Minuten, die wir jeden Tag darin investieren, es wert sind. Auch wenn man in derselben Zeit vier Emails hätte schreiben können.

Daniel Hannig
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Daniel Hannig
Daniel ist Content Marketing Specialist bei Honestly. Mit über fünf Jahren Erfahrung in diversen Startups und Scaleups, die Teamwork und Respekt immer an erster Stelle führten, basiert Daniels Expertise im Bereich Mitarbeiterengagement stets auf seinen eigenen Erfahrungen. Zum Thema Mitarbeiterengagement schreibt Daniel Artikel, hält Podcasts, führt themenbezogene Webinare und tut dies mit stets wachsender Begeisterung.

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